Wer glaubt, dass Pornofilme ein Phänomen der letzten Jahrzehnte ist, befindet sich auf dem Holzweg. Bereits gegen Endes des 19. Jahrhunderts haben sich Menschen an auf Zelluloid gebannten nackten Tatsachen erfreut. Das Sexfilm-Streamingportal Pornhub hat sich nun mithilfe der Marketing-Agentur Officer & Gentleman sowie dem Kreativstudio Espadaysantacruz daran gemacht, alte Erotikfilme in 4K-Auflösung und in Farbe zu restaurieren.
Pornhubs Retro Film Library – Sex in allen Spielarten
So sehr unterscheiden sich offensichtlich nicht die sexuellen Vorlieben der letzten Jahrhunderte mit denen der Gegenwart. Die Bandbreite von Pornhubs Remastured Film Library reicht vom ersten Kuss der Filmgeschichte in William Heises „The Kiss“ (1896) über Lesben- und Gruppensex in „The Voyeur“ (1924) bis hin zu SM-Szenen im französischen Erotik-Film „Family Spirit“ (1948).
Old-School-Sex für alle!
Pornhub verkündet in seinem stimmig auf alt getrimmten Kampagnen-Trailer mit Old-School-Sprecherstimme den Grund für die Restaurations-Bemühungen: „Seit dem Moment, in dem jemand herausgefunden hat, wie man Bewegtbild aufnimmt, haben Menschen Filme für Erwachsene gedreht. Wir fanden es wichtig, diese Filme nicht nur zu erhalten, sondern auch zu modernisieren (…), um unseren Usern die Möglichkeit zu geben, sich der Old-School-Erotik einer vergangenen Epoche hingeben zu können.“
AI-Technik für neuen Glanz
Wie aber ist es gelungen, die alten Pornofilme im neuen Gewand zu präsentieren? Pornhub verwendete für die Restauration die sogenannte AI-Technik. Zunächst einmal wurden über 100.000 Pornofilme- und Bilder aus dem Pornhub-Angebot herangezogen.
Mit ihnen als Vorlage war es der künstlichen Intelligenz möglich, die alten Schwarz-Weiß-Filme bunt einzufärben und genauso wie den Ton digital zu bearbeiten. Zudem wurde die Bildfrequenz der Pornoklassiker auf 60 Einzelbilder pro Sekunde (FPS) aufpoliert und die Bildauflösung der Pornoklassiker in 4K umgewandelt.
Nachkolorieren von Filmen – Optimierung oder Eingriff in die Kunst?
Das nachträgliche Kolorieren von Bild- und Filmmaterial ist nicht für jeden Filmfan erstrebenswert. Kritiker verweisen auf die besondere Wirkung von alten Schwarz-Weiß-Filmen als Kinder ihrer Zeit. Ein unbestritten stichhaltiges Argument. Dennoch ist es wohl auch eine Frage der Qualität des jeweiligen Verfahrens, ob die Nachkolorierung zu einem erfolgreichen Ergebnis führt.
So hat Peter Jacksons aufwändige Kolorierung von Aufnahmen aus dem Ersten Weltkrieg für seine Kriegs-Doku “They shall not grow old” aus dem Jahr 2018 der nachträglichen Kolorierung von Schwarz-Weiß-Aufnahmen einen bislang ungekannt guten Ruf verliehen.
Darüber hinaus ließ Jackson das Material nachvertonen. Kriegsgeräusche entstanden im Tonstudio und sogar die Konversationen der Männer in den Schützengräben wurden nachsynchronisiert. Dafür holte man sich extra Lippenleser an Bord der Produktion.