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NoFap: Masturbations-Verzicht wird zum Trend

Immer mehr junge Leute, vorzugsweise Männer, schieben der Selbstbefriedigung einen Riegel vor. Die Anhänger der sogenannten NoFap-Bewegung versprechen sich durch den Verzicht auf Masturbation mehr Selbstvertrauen, bessere Konzentrationsfähigkeit und intensiveren Sex.

Mit NoFap „Nein“ zu Selbstbefriedigung

Das Angebot an pornographischen Inhalten im Internet hat in den letzten zehn Jahren drastisch zugenommen. Bekanntlich werden erotische Bilder und Videos hauptsächlich von männlichen Usern konsumiert. Und was tun Männer, während sie sich visuell an viel nackter Haut und aufreizenden Sex-Szenen berauschen? Richtig, masturbieren.

Selbstbefriedigung ist ein großes Thema geworden. Jeder macht es, keiner spricht darüber. Wirklicher jeder? Nein. Denn eine Gegenbewegung, deren Anhänger komplett auf Masturbation verzichten, ist auf dem Vormarsch.

„NoFap“, so nennt sich die Bewegung, dessen oberstes Credo Enthaltsamkeit ist, setzt sich aus den englischen Begriffen „no“ und „to fap“ zusammen (zu Deutsch: Verzicht auf Masturbation).

Die männlichen Anhänger bezeichnen sich selbst als „Fapstronauten“, die weiblichen als „Femstronauten“. Zwar gibt es deutlich mehr Männer, die bekennende NoFapper sind, dennoch ist darunter inzwischen auch ein geringer Anteil an Frauen. Nach Schätzungen beläuft sich dieser auf etwa 5 Prozent.

Mittlerweile hat sich die Bewegung zu einer Art Wettbewerb unter den Anhängern entwickelt, eine NoFap-Challenge. Im Netz wird regelrecht damit geprahlt, wie lange man es schon geschafft hat, enthaltsam zu sein. Je länger es einem gelingt, sich nicht selbst zu befriedigen, desto größer der Erfolg und die Anerkennung.

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Ursprung der NoFap-Bewegung

Gegründet wurde die NoFap-Community vom US-Amerikaner Alexander Rhodes im Jahr 2011. Dieser stieß seiner Zeit über einen Reddit-Thread auf eine chinesische Studie von 2003, die NoFap und Testosteron in Verbindung brachte. In dieser heißt es, dass das Testosteron im menschlichen Körper um ganze 145 Prozent bei nur einwöchigem Verzicht auf Selbstbefriedigung ansteigt. Da das Hormon für sexuelle Lust verantwortlich ist, führt Enthaltsamkeit der Untersuchung zufolge also zu einer gesteigerten Libido.

Rhodes‘ Interesse war geweckt und er wollte den in der Studie genannten positiven Effekt von Masturbations-Verzicht am eigenen Leib spüren. Zumal ihm schon lange bewusst war, dass er etwas in seinem Leben ändern muss.

Verzicht auf Masturbation

Bis zu 6-mal täglich habe er laut eigener Aussage Hand angelegt. Er ließ sich von seiner Lust dominieren und war geradezu süchtig nach dem nächsten Selbstbefriedigungs-Kick bei einer berauschenden Dosis an harten Online-Pornos mit tabulosen Sex-Szenen.

Indem Rhodes damit begann, nicht mehr zu wichsen, zog er also mehr oder minder die Notbremse. Denn wie er selbst sagt, habe das häufige Masturbieren seinen Alltag massiv beeinträchtigt. Insbesondere soziale Kontakte hätten darunter gelitten.

Mittlerweile ist es ihm gelungen, die Bewegung der Masturbations-Abstinenzler zu einem weltweiten Phänomen mit eigener Internetplattform auszuweiten. Auf nofap.com können sich die Anhänger nach Herzenslust über ihre Erfahrungen austauschen und mit ihren Erfolgen angeben. Außerdem werden regelmäßig die neuesten Nachrichten aus der Welt des NoFap geteilt.

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Das versprechen sich NoFap-Anhänger von Enthaltsamkeit

Mehr Testosteron im Körper durch Masturbations-Abstinenz und eine damit verbundene gesteigerte Libido ist nur der Auslöser für viele weitere positive Effekte, die von NoFappern immer wieder genannt werden. Rhodes spricht beispielsweise davon, dass er seit seiner Kehrtwende einfühlsamer sei und sich seine Sicht auf das weibliche Geschlecht geändert habe, da er keine Pornos mehr gucke. Im Interview mit jetzt.de sagt er: „In Pornos sind sie nur Objekte. Ich habe Frauen nicht respektiert. Ich hatte falsche Erwartungen auch beim Sex.“

Darüber hinaus erhoffen sich die Anhänger der Bewegung durch den Verzicht auf Selbstbefriedigung mehr Belastbarkeit im Alltag und eine Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit. Dahinter steckt die Vorstellung, dass der Körper beim Samenerguss Energie ausstößt. Und wer Energie verliert, fühlt sich dadurch müder, kraftloser und hat Probleme überhaupt noch einen klaren Gedanken zu fassen. Masturbation wird hierbei als schädlich für den Körper angesehen.

Daneben führen Anhänger von NoFap Vorteile eines abstinenten Lebens an, die eher psychischer oder sozialer Natur sind. Das Selbstbewusstsein solle ansteigen und habe mehr Kontrolle über das eigene Leben. Mit dem zweiten Punkt ist gemeint, dass man sich nicht mehr von dem Drang zu masturbieren fremd bestimmen lässt. Man entscheidet selbst, was man tut, und ordnet dem Verlangen, bei sich Hand an zu legen, nicht allem anderen unter.

Weitere positive Auswirkungen von Masturbations-Verzicht: Es besteht mehr Raum für echte Beziehungen und man hat besseren Sex, weil es seltener dazu kommt. Die sozialen Vorteile werden von Fapstronauten immer wieder hervorgehoben. Intime Beziehungen mit dem anderen Geschlecht und der sexuelle Austausch würde ohne Selbstbefriedigung deutlich an Qualität gewinnen. Das liege daran, dass man sich weniger isoliert und endlich wieder ernsthaftes Interesse an anderen Menschen entwickelt. All das sei zuvor durch das ständige Masturbieren unmöglich gewesen.

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Keine wissenschaftlichen Belege

Ob Masturbation tatsächlich schädlich für den Körper ist, ist umstritten. Wissenschaftliche Belege gibt es keine, dass regelmäßige Samenergüsse nicht gut für die Gesundheit sind. Ganz im Gegenteil: Wer häufig ejakuliert, könnte dadurch sogar einer schweren Erkrankung vorbeugen.

NoFap-Erfahrungen

„Durch viele Studien belegt ist der Zusammenhang mit der Anzahl von Samenergüssen und der Ausbildung einer Prostataentzündung oder sogar der Bildung von Prostatakrebs“, erklärt Dr, Ralf Thiel, Chefarzt der Klinik für Urologie, Kinderurologie und urologische Onkologie der Asklepios Paulinen Klinik in Wiesbaden, gegenüber wunderweib.de. Er ergänzt: „Dieser Zusammenhang ist statistisch nur schwach ausgeprägt, legt aber die Vermutung nahe, dass aus urologischer Sicht regelmäßige Samenergüsse eher gesund und präventiv sind.“

Mediziner weisen daraufhin, dass es NoFappern möglicherweise nicht um besseren Sex als Grund für ihre Enthaltsamkeit gehen könnte, sondern viel eher ein gestörtes sexuelles Selbstbild dahinter steckt. Versagensängste oder die Befürchtung, dem Sexpartner nicht gerecht werden zu können, seien womöglich der Grund dafür, komplett auf Masturbation verzichten zu wollen. Die Selbstbefriedigung werde als Sündenbock hingestellt, weil die wahren Probleme verdrängt werden.

Das NoFap sinnvoll ist, würde also bei weitem nicht jeder unterschreiben. Die Wissenschaft und Experten haben daran so ihre Zweifel.

Was sagen Erfahrungsberichte?

Im Internet berichten viele über ihre NoFap-Erfahrungen. Die Bewertungen über die Zeit ohne zu wichsen fallen dabei gemischt aus. Einige sind begeistert, andere wiederum konnten kaum positive Auswirkungen feststellen.

Auf YouTube dokumentiert ein junger Videoblogger namens Marco seine Erfahrungen über ein Leben ohne zu masturbieren und ohne Pornos zu gucken. 90 Tage wollte er dieses Experiment ursprünglich durchführen. Er nannte damals den Anlass für sein Vorhaben: „Ich bin es leid, mehrmals am Tag zu onanieren und meine Zeit zu verschwenden.“

Das war vor drei Jahren. Und Marco lädt immer noch regelmäßig Videos hoch, in denen er NoFap Tipps gibt und seine Zuschauer über die eigenen Erfahrungen bezüglich NoFap auf dem laufenden hält.

Auch Blogger Airen hat in einem Selbstversuch herausfinden wollen, wie sich ein Masturbations-Verzicht auf sein Leben auswirkt. 28 Tage dauerte das Experiment an.

Im Blog-Eintrag nach 7 Tagen beschreibt er, wie beschwerlich der Selbstversuch ist: „Jede Treppenstufe wird zur Tortur. Es ist ein bisschen so, wie mit dem Rauchen aufzuhören: Das Verlangen kommt in kurzen, intensiven Schüben. Nur dass es mit der Zeit nicht besser, sondern immer schlimmer wird.“

Ganz anders sieht es nach 24 Tagen, also kurz vorm Ende des Experiments, aus. „Nichts. Tote Hose. Windstille. Zwischen meinen Beinen baumelt es lustlos, als hätte jemand den Stecker gezogen. Der Gedanke an Sex langweilt mich“, schreibt Airen.

In der Zeit ohne zu wichsen und ohne Sex hat er sich scheinbar daran gewöhnt, seine körperliche Lust zu unterdrücken. Deshalb war der Selbstversuch anfangs noch beschwerlich, später waren Selbstbefriedigung und Geschlechtsverkehr kein Thema mehr.

So kommt Airen nach Ablauf der 28 Tage zu dem Ergebnis, künftig weniger masturbieren zu wollen, aber keineswegs gänzlich Pornos und Selbstbefriedigung zu entsagen.

Darüber hinaus berichten zahlreiche Reddit-User über ihre NoFap Erfahrungen – meist positiv. Bisher wird NoFap jedoch nicht von der Wissenschaft gestützt. Ungeachtet der vielen wohlwollenden Erfahrungsberichte gibt es zur Zeit keine Belege über den Nutzen eines Masturbations-Verzichts. Daher ist davon auszugehen, dass sich die Skeptiker-Fraktion vorerst nicht von ihrer Meinung abbringen lässt und NoFap bis auf Weiteres die Geister scheidet.

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